Die Ruinen von Tiwanaku

Tiahuanaco war das religiöse und administrative Zentrum einer präkolumbianischen Kultur rund um den Titicaca-See in der Zeit von 1500 v. Chr. bis 1200 n. Chr. Ursprünglich lag die Stadt direkt am See auf der bolivianischen Seite. Durch Verdunstung verlor der See seine ehemalige Ausdehnung, wodurch die heutigen Ruinen der Stadt etwa 20 km vom Ufer entfernt liegen.
Von dieser Kultur ist nur sehr wenig bekannt. Ob die Kultur von Chavin Einfluss auf das Gebiet hatte, ist nicht belegt. Tatsächlich erinnern viele Bauten und Bilder an Chavin de Huantar (Nordperu). In seiner Hochblüte reichte der Einfluss von Tiahuanaco von der pazifischen Küste über das chilenische Atacamagebiet, die Kordilleren und die jetzige Provinz Cochabamba bis weit in das heutige Argentinien. Die Sprache, die auch heute noch von den Einwohnern gesprochen wird, heißt Aymara.

Durch die Alterbestimmung von ausgegrabenen Keramikgegenstände sind chronologische Phasen zu erkennen, die alle zwischen 100 v. Chr. und 1000 n. Chr. liegen. Bisher gelang es allerdings nicht die Bauten und Ruinen zeitlich zu bestimmen. Ebenso sind die Gründe unbekannt, warum so viele große Bauten errichtet wurden. Aber es gibt Vermutungen, die auf einen religiösen Zweck hinweisen. Warum sonst wurden aus dem 300 km entfernten Steinbruch die tonnenschweren Steine herangeschleppt?

Die bekannteste Sehenswürdigkeit ist das riesige Sonnentor. Es ist etwa 3 m hoch und 3,75 m breit und wurde aus einem einzigen Andesitblock herausgehauen. Nach dem Untergang der Kultur umgestürzt und in zwei Teile zerbrochen, wurde es 1908 wieder aufgerichtet. Sein Gewicht wird auf 7 bis 12 Tonnen geschätzt. In ihm findet sich ein Fries mit einer Gottheit, die zwei Schlangenzepter in den Händen hält. Das maskenhafte Gesicht wird von einem strahlenförmigen Kopfputz umrahmt. Dieses Motiv befindet sich auch auf der Raimondi-Stele aus Chavin de Huantar.

Als die Inkas das Gebiet besetzten fanden sie Tiahuanaco bereits verlassen vor.